Hartnäckige Küchenirrtümer

Küchengerüchte

Lügen mit langen Beinen: Hartnäckige Küchenirrtümer
„Verliebt, verlobt, verheiratet“ heißt ein altes Ballspiel, das für denjenigen, der die Bälle verliert, böse enden kann. Denn bei jedem Ballverlust beschwören die anderen Mitspieler ein Unglück hervor – bis hin zu „Kirschen gegessen, Wasser getrunken, Bauchweh gekriegt, tot.“ Stimmt das denn überhaupt, dass Kirschen und Wasser sich nicht vertragen, ja, sogar tödlich sein können? Und lösen verschluckte Kirschkerne Blindarmentzündungen aus? Was ist mit dem Eisen im Spinat und den Pilzgerichten, die nicht aufgewärmt werden dürfen?

Vielleicht sollte die alte Küchenweisheit, dass Kirschen und Wasser ein fürchterliches, ja, so gar krank machendes Gemisch ergeben, lediglich die Kinder vom Kirschenklauen abhalten. Nach heutiger medizinischer Sicht ist jedenfalls nichts dran an der vermeintlichen Weisheit.

Zwar lagern sich auf der Schale der Kirschen Hefepilze ab, die im Magen zu gären beginnen könnten – in der Regel werden sie jedoch von der Magensäure vernichtet. Und falls nicht, entstehen höchstens lästige Blähungen. Auch die Sache mit den verschluckten Kirschkernen und der Blindarmentzündung darf man getrost ins Reich der Legenden verweisen. Der Darm kann mit den Obstkernen zwar nichts anfangen, doch sie werden einfach im Ganzen wieder ausgeschieden, ohne dass sie zuvor Schaden anrichten.

Hartnäckige Küchenirrtümer

Es existieren einige Küchengerüchte, die nach aktuellem Wissen nicht mehr haltbar sind – dazu gehört auch, dass ein Schnaps bei der Verdauung eines fetten Essens hilft. Denn gerade empfindliche Personen bekommen größere Magenprobleme, wenn sie die Mahlzeit mit einem Schnaps ergänzen, als es ohne den hochprozentigen Trunk der Fall wäre. Menschen mit einem robusten Magen können jedoch mit einer gewissen Erleichterung rechnen, sofern es bei einem Schnäpschen bleibt.

Der Körper braucht täglich eine warme Mahlzeit“ – auch das ist eine Weisheit, die in etlichen Köpfen herumgeistert und für bare Münze genommen wird. Fakt ist aber, dass sowohl kalte als auch heiße Nahrung immer auf Körpertemperatur gebracht wird, bevor sie den Magen erreicht. In Stresszeiten können Sie also guten Gewissens auf die warme Mahlzeit verzichten, wenn die kalten Mahlzeiten ausgewogen zusammengestellt sind.

Dennoch wird von vielen Menschen das Genießen eines heißen Trunks oder einer dampfenden Suppe als besonders wohltuend und entspannend empfunden, und alleine deshalb haben warme Mahlzeiten ihre volle Berechtigung.

Und wer möchte, kann diese auch abends genießen – denn dass spätes Essen dick macht, kann so nicht stehen gelassen werden. Vielmehr zählt, was in den vielen Stunden zuvor bereits konsumiert wurde. War das mehr als reichlich, ist ein Mitternachtssteak natürlich tabu.

Tapfer hält sich auch der Irrtum mit dem Eisen im Spinat. Der angeblich immens hohe Eisengehalt beruht auf einem simplen Schreibfehler. Dennoch darf man auch hier zugreifen: Auch ohne das Übermaß an Eisen ist Spinat ein gesundes Gemüse. Wer noch ein paar Pilze vom Vortag übrig hat, darf diese zum Spinat genießen. Voraussetzung ist allerdings, dass sie nach dem ersten Kochen schnell abgekühlt und in den Kühlschrank gestellt wurden und beim Aufwärmen eine Kerntemperatur von mindestens 70 Grad erreichen, damit alle Mikroorganismen abgetötet werden.

Wer dazu ein Bier trinken möchte, sündigt nicht mehr als mit Wein – entgegen vieler landläufiger Meinungen enthält Bier nicht mehr Kalorien als Wein, sondern weniger. Einzige Tücke: Die vernichteten Mengen sind oft weitaus höher. Deshalb: In Maßen sündigen.